Kalter Kaffee: Keynesianismus1. Im allgemeinenDer Keynesianismus ist ein nationalstaatliches Konzept kapitalistischer Wirtschaftsförderung, sein objektiver Zweck daher die ökonomische und politische Stabilisierung des Systems kapitalistischer Ausbeutung. Dafür empfiehlt er im wesentlichen zwei Mittel:
Beide Varianten führen zu einer steigenden Staatsverschuldung und damit indirekt zu einer sinkenden Profitrate für das nationale Kapital. Zum Ausgleich bleiben dem kapitalistischen Staat letztlich zwei Wege:
Die Gangbarkeit dieser Wege für einen konkreten Nationalstaat hängt ab von den Kräfteverhältnissen sowohl zwischen Proletariat und Bourgeoisie als auch zwischen den imperialistischen Rivalen. 2. Im besonderenLafontaine versuchte mit diesen "volkswirtschaftlichen" Kochrezepten aus der keynesianistischen Mottenkiste zu debütieren. Als bürgerlicher Nachfragetheoretiker war er der Meinung "Autos kaufen keine Autos", sondern Menschen, deshalb müsse die Massenkaufkraft angekurbelt werden. Bevor ArbeiterInnen jedoch (möglichst viel) kaufen, müssen sie zunächst möglichst billig produzieren. Die Ironie des kapitalistischen Profitinteresses besteht also darin, daß jeder Kapitalist seine ArbeiterInnen möglichst billig entlohnen möchte, während alle seine Konkurrenten ihre möglichst hoch entlohnen sollten (sind es doch auch mögliche direkte oder indirekte KundInnen). In der Marktwirtschaft hat jeder Kapitalist genau ein entscheidendes Mittel seine Konkurrenten auszustechen: die Senkung seiner Produktionskosten, das führt schließlich zur allgemeinen Senkung der Löhne und Erhöhung der Arbeitshetze. Für Nachfrage-Erhöhung durch Massenkaufkraft und Kostensteigerungen durch pseudo-ökologische Experimente haben daher kapitalistische Privatunternehmen nur dann Verständnis, wenn sie keine andere Wahl haben. Durch den Sieg der kapitalistischen Konterrevolutionen 1989-1991 von der DDR bis zur UdSSR ist das Klassenbewußtsein und damit die Kampfkraft der Arbeiterklasse weltweit und besonders in Deutschland dramatisch gesunken. Zugleich hat sich in und durch die EU die Stellung Deutschlands in der imperialistischen Konkurrenz erheblich verbessert. Damit stehen dem deutschen Kapital andere, sog. "neoliberale" Mittel zur Verfügung, um diese Gunst der Stunde für sich zu nutzen. Von daher war Lafontaine einfach out und mußte raus. |
Bolschewik #12, Mai 1999 |